GISAlab

GETEILTE (IN)KOMPETENZEN

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#Soziales Miteinander    Kinder/Jugend

Technik ist Mädchensache

GISA steht für „Girls in Science and Art“ und der Name ist Programm. Seit gut zehn Jahren arbeitet Mirjana Peitler daran, Mädchen mit den Mitteln der Kunst an die Technik heranzuführen. In ihrer eigenen beruflichen Biografie verbindet sie beides, sie ist Ingenieurin für Elektrotechnik und zugleich Kunsthistorikerin. „Ich bewegte mich schon immer in einem künstlerischen Umfeld, war aber auch gut in Mathematik und Physik. Ich stamme aus Serbien und in Belgrad gab es nur wenige Studienplätze für Kunstgeschichte, daher wandte ich mich der Technik zu. In Graz sah ich, dass man hier eigentlich fast alles studieren kann“, erzählt sie. Andererseits lernte sie im damaligen Jugoslawien, dass Frauen in der Technik Karriere machen konnten und auch gleich viel verdienten wie Männer. „In Österreich wirken andere Traditionen, in den vergangenen Jahren hat sich die Lage noch verschlechtert“, sagt Peitler, die mittlerweile bei einem großen Hersteller von Halbleitern beschäftigt ist.

In ihrer Zeit als Leiterin des Medienkunstlabors im Kunsthaus unterstützte sie die Produktion von Werken, die im Bereich zwischen Wissenschaft, Technik und digitalen Medien entstanden, hinzu kam ihr Interesse für Umweltfragen. All das findet sich auch in ihrem Projekt, „Geteilte (in)Kompetenzen“. Um eine diverse Gruppe von Mädchen zu finden, setzte Peitler nicht auf die Kooperation mit einer bestimmten Schule, sondern startete Aufrufe über Printmedien und über Facebook, die Eltern aus verschiedensten Kulturen erreichten. In ihrer Vermittlungsarbeit konzentrierte sich Mirjana Peitler auf Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren, denen man gemeinhin nur wenig Kompetenzen in technischer Hinsicht zuschreibt. Die etwas älteren Schülerinnen wählten aus den – vom Künstlerduo diSTRUKTURA geführten – Interviews mit Technikerinnen ihre Role Models und beschäftigten sich mit ihren Geschichten.

Es fliegt, es fliegt, ein Roboter

Im Mittelpunkt stehen Verkehr und Umwelt- bzw. Luftverschmutzung. In Workshops mit der Soundkünstlerin Ulla Rauter und dem Künstler Niki Passath erarbeiteten die Mädchen atemberaubende Werke, die im Juli und August in der „Gotischen Halle“ des Graz Museums gezeigt wurden. Das Konzept von Passath sieht ein Skelett aus dem 3D-Drucker vor, das ein Flügelwesen bildet. Bei schlechter Luftqualität versucht dieses, der Situation zu entkommen. Ulla Rauter vermittelt in ihrer Workshop-Reihe „Upcycling Sounds“ den Umgang mit akustischer Umweltverschmutzung. „Die Mädchen haben gelernt, was Sensoren sind, und sie waren stolz, etwas geschaffen zu haben und in der Ausstellung ihre Namen zu lesen“, sagt Mirjana Peitler. Die in der Kunst engagierte Technikerin möchte nach dem Kulturjahr weiter an ihrem Vorhaben arbeiten, Mädchen an die Technik heranzuführen – wenn auch in anderer Form.

In welchen Bereichen ist Graz kompetent, in welchen nicht? Peitler kommentiert dies so: „Graz weiß, wie man gut leben kann. Auch in der Altstadterhaltung sind Grazer*innen aktiv. Weniger Kompetenz sehe ich bei der Unterscheidung zwischen Neuem und Innovativem und bei der bewussten Entscheidung für Innovation. Dazu muss man eine gewisse Risikobereitschaft haben. Verbessert werden muss der öffentliche Verkehr. Im Zentrum sollten die Pkw verschwinden. Und als Technikerin muss ich sagen: Die verkehrsabhängigen Ampelschaltungen fehlen oder funktionieren ziemlich schlecht in Graz.“

Zwei Diskussionen gaben Peitler im Gefolge ihres Projekts zu denken. Einerseits männliche Kollegen aus der Technik, die sagten, sie würden sich vor Kunst fürchten, weil sie unberechenbar sei. Und dann Vorschläge, sie sollte doch auch Buben in ihre Workshops aufnehmen. „Das will ich ganz bewusst nicht, Frauen haben es immer noch schwerer im Berufsleben, auch wenn es mit der Karenz für Väter sicherlich schrittweise besser wird. Aber dennoch: Zur Gleichberechtigung fehlt noch einiges.“

(c) Lex Karelly
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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: