„City of Collaboration“ ist eine Kooperation von Transition Graz und dem RCE Graz-Styria, dem Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation der Universität Graz. Ziel des Projekts ist es, Solidarische Ökonomien zu erforschen und damit auch die Rechtsform der Genossenschaften stärker ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu bringen. Um das zu erreichen, wurde eine Messe organisiert, die an einem ungewöhnlichen Ort, nämlich dem Grazer Hauptbahnhof, neue Zielgruppen erschließen sollte. Auch eine Ausstellung wurde entwickelt, die bereits an mehreren Standorten in Graz zu sehen war.
Mit dem Konzept für ein Kompetenzzentrum für Genossenschaften in Graz, das gemeinsam mit vielen verschiedenen Akteur*innen aus der Wirtschaft entwickelt wurde, einem Blog, Veranstaltungen wie etwa „Genossenschafts-Talks“, einem Filmprojekt und vor allem mit Recherchen zu bereits existierenden Ansätzen Solidarischer Ökonomien in Mitteleuropa hat Transition Graz rund um David Steinwender 2020/2021 viele Akzente gesetzt und möchte dies auch in den kommenden Jahren weiterführen. Eine der wesentlichsten Gruppen, die man dabei erreichen will, sind Schüler*innen. Sie sollen den Genossenschaftsgedanken nicht nur im Unterricht vermittelt bekommen, sondern auch dazu motiviert werden, eigene Genossenschaften wie eine Übungsfirma zu gründen.
Die frühen Modelle einer Solidarischen Ökonomie im 19. Jahrhundert waren noch stark durch den Kampf gegen soziale Not motiviert, erzählt David Steinwender. Heute hingegen ist die Genossenschaft eine auf vielerlei Art attraktive Rechtsform, die etwa in der Landwirtschaft mehr Marktmacht für kleine Betriebe ermöglicht und auch im Dienstleistungsbereich Vorzüge aufweist. Menschen in prekären Verhältnissen, sogenannte „Neue“ Selbstständige und Ein-Personen-Unternehmen, sie alle können von diesem Konzept profitieren. Man genießt zumindest teilweise die Vorteile eines Angestelltenverhältnisses, kann Arbeitsmaterial und Maschinen gemeinsam ankaufen, Ressourcen teilen. So ist die Genossenschaft auch dann interessant, wenn es darum geht, den Lebensmitteleinzelhandel mit Produzent*innen und Konsument*innen zu vernetzen, um damit frische, regionale Produkte einer breiteren Schicht zugänglich zu machen.
Das schaffen viele
Welche Erfahrungen hat das Team gemacht beim Versuch, die Genossenschaft in die Öffentlichkeit zu bringen, noch dazu an einem so belebten Ort wie dem Hauptbahnhof? „Dadurch, dass der Raiffeisenverband und der Österreichische Genossenschaftsverband bei der Messe sichtbar mit an Bord waren, deren Mitglieder ziemlich bekannt sind, gab es prinzipiell ein klares Bild beim Publikum, um welche Art von Unternehmen es sich dabei handelt. Aber man wusste wenig über die Vorteile des Wirtschaftsmodells an sich. Das gilt übrigens auch für Beratungseinrichtungen, die nur selten eine Genossenschaft nahelegen, wenn es um Gründungen geht. Viele wissen nicht, was diese Rechtsform bietet. In Summe dominierten aber die positiven Aha-Momente bei unserem Publikum“, sagt Steinwender.
Den Erkenntnisgewinn für die Initiator*innen sieht er darin, dass deutlich wurde, wie vielfältig Genossenschaften sind. Vor allem aber wurde klar, dass die Genossenschaft ein großes Potenzial dafür bietet, Herausforderungen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen zu bearbeiten, von der Prekarisierung bis hin zur nachhaltigen Lebensmittelversorgung und der Arbeitsmarktpolitik. „Wir sehen in Genossenschaften deshalb einen entscheidenden Beitrag für eine soziale und ökologische Transformation“, hält Andreas Exner vom RCE Graz-Styria fest. „Ich hätte nie gedacht, dass Genossenschaften so vielfältig sind und eigentlich in allen Lebensbereichen Lösungen bieten können“, ergänzt Cornelia Draxler vom RCE. Das Motto „Was eine*r nicht schafft, das schaffen viele“, das ursprünglich von Friedrich Wilhelm Raiffeisen stammt, gilt eben immer noch.
(c) Andrea Jany
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