< rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst

DIE SCHULE DES WIR

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Wie wir zusammenleben wollen

Im < rotor > wird für das Kulturjahr ein Projekt entwickelt, das sich mit Zusammenleben, sinnlicher Wahrnehmung, dem gemeinsamen Erleben von Kunst beschäftigt. Das Team rund um Margarethe Makovec und Anton Lederer bezieht sich dabei auf Matthias Heyden, der erstmals von der „Schule des Wir“ sprach. Verknüpft wird dies mit Konzepten aus Mexiko, der Konvivialität, die Formen des kollektiven Lebens umfasst, und der Comunalidad als Verbindung von Gemeinwesen und Gemeingütern. Im März 2020 steht man kurz vor der Eröffnung, als der Lockdown alle Aktivitäten zum Erliegen bringt. „Diese verordnete Pause hat aber einiges bewirkt“, sagt Anton Lederer. „Wir haben nachgedacht, wie man ein Projekt angeht, das Leute involvieren will, das gezielt Gruppen anspricht. Wie geht man damit um, wenn nur zehn Menschen gleichzeitig die Ausstellung betreten dürfen?“ Leichter ist die Arbeit im öffentlichen Raum. Im Annenviertel entstehen fünf Werke, die rasch benutzt werden. Von Menschen, die sich auf den plötzlich stark belebten Plätzen treffen. Von Passant*innen. Aber auch von einem Obdachlosen, dem eines der Objekte zwischenzeitlich als Schlafstatt dient.

Im < rotor > in der Volksgartenstraße ist ab April 2021 eine Ausstellung zu sehen, die interaktiv im analogen Sinne ist. Es gibt viel zu lesen, zu schreiben, mitzubringen und mitzugestalten. So finden sich im Eingangsbereich nach einer Idee von Catherine Grau und Zoe Kreye über 500 Werke, die Besucher*innen aus Ton gefertigt haben. „Über diese Objekte können sich die Menschen sozusagen seriell treffen“, erklärt Lederer. Im „blauen Raum“ platziert Daniela Brasil mit Unterstützung von Mara Lea Hohn und anderen Dinge, denen Heilkraft zugesprochen wird: Pflanzen, Musikinstrumente, rituelle Figuren. Ayumi Matsuzaka präsentiert Kompostkübel zum Ausleihen und bietet die Möglichkeit, die eigenen Fäkalien in fruchtbaren Dünger zu verwandeln. Eine anarchistische Gruppe stellt eine „Bank“ von Pflanzensamen zur Verfügung, die ohne Geldmittel entstand. Der Künstler ILA errichtet im Lichthof das Gerippe einer Hütte, das mit Wünschen des Publikums in Form kleiner Päckchen angereichert wird.

Im „grauen Raum“ gibt es ein Werk von Karin Lernbeiß, die mit einem Mikroskop einen Organismus in einem Wassertropfen studiert und aus den Bildern eine Tapete fertigt. Die Besucher*innen sind aufgefordert, aus ihren Hosentaschen Fundstücke zu nehmen und selbst zu mikroskopieren. Auf einer Schreibmaschine können sie Gedanken hinterlassen, die sie mit der „Schule des Wir“ verbinden. Im „roten Raum“ gibt es ein Zelt von Grossi Maglioni, in dem man sich Geschichten anhören und die Protagonist*innen zeichnen kann. Und für den „grünen Raum“ sammelt Nayari Castillo über 70 Objekte von Menschen aus dem Annenviertel. Dinge, die das Zusammenkommen fördern. Interaktive Elemente wie diese haben zu großem Publikumsinteresse geführt, erzählt Anton Lederer: „Die Leute haben ihren Bekannten Fotos geschickt und sie animiert, herzukommen. Die Mundpropaganda war sehr stark.“

Inseln im Annenviertel

„Neben unserem Kernteam haben wir 15 Personen versammelt, die über das Miteinander diskutiert haben“, sagt Lederer. Dazu kommen viele Partnerorganisationen mit ihren Kund*innen, Klient*innen, Mitarbeiter*innen. Standler*innen stellen Pflanzen zur Verfügung. Die „Schule des Wir“ wird ihrem Namen gerecht, es dürften mehrere Hundert Menschen sein, die involviert sind: „Über die Einbindung wollen wir Verantwortung schaffen, denn viele Objekte sind sehr fragil.“ So werden auch Fragen der Nutzung des öffentlichen Raums aufgeworfen. Gegenmodelle zu Betonbänken und Pollern errichtet. „Wir haben ein Aufenthaltsangebot geschaffen. Es ist so viel Raum entstanden, dass sich verschiedene Menschen dort niederlassen können, ohne einander zu stören. Dort, wo der Obdachlose schläft, kann daneben eine Kindergartengruppe jausnen. Inseln der Konvivialität nennen wir das.“

© Karin Lernbeiß
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  • (c) Karin Lernbeiß, Lupi Spuma

  • (c) Karin Lernbeiß

  • (c) Karin Lernbeiß

  • (c) Thomas Raggam

  • (c) Thomas Raggam

  • (c) Thomas Raggam

  • (c) Karin Lernbeiß

  • (c) Thomas Raggam

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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: