Caritas Akademie, HLW für Sozialmanagement, Centrum für Jüdische Studien Graz und Cryptoparty Graz

DIGITAL SHADOWS

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Orwell am Handy

Die Idee zu „Digital Shadows“ kam der Medienpädagogin Christine Hoffelner bei einer Tour durch Berlin, in der es um die Spionage in der DDR-Zeit ging. Die Möglichkeiten und Methoden der Überwachung haben sich im 21. Jahrhundert geändert. Unsere Spuren sind heute digital. Daten sind zu einem begehrten Gut geworden, wir gehen damit allerdings oft sehr nachlässig um. Die damalige Caritas Akademie, die innovative Lernmethoden mit sozial brisanten Themen verband, bot sich für ein solches Projekt geradezu an. Die Oberstufenschule HLW für Sozialmanagement, die von der Caritas betrieben wird, sieht in der vierten Klasse das Fach Projektmanagement vor, das sich sehr gut eignet, um „Digital Shadows“ zu realisieren.

Gerald Lamprecht vom Centrum für Jüdische Studien liefert Informationen über geschichtsträchtige Orte in Graz und unterstützt Christine Hoffelner bei der Vermittlung an die Schülerinnen. Die Cryptoparty, die sich mit Fragen der Datensicherheit und der Kontrolle im öffentlichen Raum beschäftigt, hilft mit Gunter Bauer tatkräftig bei der Recherche und gibt wichtige Inputs in Workshops. Nach der Konzeption einer Art Schnitzeljagd durch die Stadt soll „Digital Shadows“ im Finale in ein Theaterstück münden. Die Pandemie macht diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. So wird auch das Projekt digitalisiert. Über die Plattform Microsoft Teams wird im Lockdown weiter mit elf interessierten Schülerinnen gearbeitet und schließlich ein Spiel mit der App Actionbound konzipiert. Dystopische Fragen der Überwachung in der Tradition von George Orwell werden dabei mit Fakten aus Vergangenheit und Gegenwart kombiniert.

Next Level: Annenstraße

„Wie wir leben wollen, das hat für mich auch mit einem Blick in die Vergangenheit zu tun – damit, wie wir sicher nicht mehr leben möchten“, sagt Christine Hoffelner. „Jugendliche einzubinden, die ja diese Zukunft mitgestalten sollen, scheint mir wichtig, um ihre Perspektive einzuholen. Was wir dabei feststellten: Um das Lernen in der Schule spielerisch zu gestalten, eignet sich eine App sehr gut. So wird der reale Raum mit dem digitalen verbunden.“

Die Offenlegung von historischen Spuren in der Stadt ist vor allem für junge Menschen oft mit Überraschungen verbunden. Hinter alten Gemäuern werden plötzlich Geschichten erlebbar. Nicht wenige Teilnehmer*innen am Projekt fanden auch interessant, dass im Spiel digitale Medien kritisiert werden, man sich dabei aber genau dieser Medien bedient. Im speziellen Fall ist vor allem das Mobiltelefon gemeint, das permanent Daten sammelt und wohl auch manches über uns preisgibt.

Christine Hoffelner ist aufgefallen, wie gekonnt die Schülerinnen mit digitalen Geräten und sozialen Netzwerken umgehen und wie sehr ihnen auch bewusst ist, was mit Daten geschehen kann. „Das liegt wahrscheinlich auch an der Ausbildung“, sagt die Pädagogin, „kritisches Denken wird hier sehr forciert.“ So starteten die Jugendlichen zuvor etwa über Instagram eine Petition, um die „Abschiebung“ einer Mitschülerin zu verhindern.  „Bei allen Schattenseiten der Digitalisierung ist es schon auch eine sehr gute Möglichkeit, um kollaborativ zu arbeiten“, resümiert Hoffelner.

Das Spiel kann bis Juli 2023 von allen Interessierten genutzt werden. Es gibt drei „Levels“ zu je 30 bis 40 Minuten. Im realen Raum erlebt man zehn Stationen vom ehemaligen Standort der Gestapo am Parkring 4 über den Sitz der Österreichischen Gesundheitskasse am Josef-Pongratz-Platz bis zu einem Stolperstein zum Gedenken an NS-Opfer in der Annenstraße. Zusätzlich gibt es einen kurzen Animationsfilm auf Vimeo, eine Karte und einen Folder zum Projekt auf der Website. Über eine Weiterführung von „Digital Shadows“ denkt Christine Hoffelner intensiv nach.

(c) Caritas Akademie
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