Markus Wilfling und studio ASYNCHROME

EVE OR ADAM OR WHAT? Eine Videoanimation über der Mur

Website
#Umwelt und Klima    Bildende Kunst

Phönix aus dem Wasser

„Über Gespräche mit einem Bekannten habe ich erfahren, dass es eine Technologie gibt, mit der man Videos auf Wasser projizieren kann. Bisher wurde das immer kommerziell genutzt. Ich dachte mir, es könnte interessant sein, das künstlerisch einzusetzen. Die Mur als zentrales Gewässer in der Stadt schien mir naheliegend für ein Projekt, das ursächlich mit der Entstehung von Leben und der Bedeutung von Wasser zu tun hat.“

Markus Wilfling, vielseitiger Grazer Künstler, der nicht zuletzt mit seinem „Uhrturmschatten“ über die Grenzen hinaus bekannt wurde, begibt sich an die Recherche. So erfährt er, dass die Mur schon seit vielen Jahrhunderten für die Energieerzeugung verwendet wird. Die Sesshaftigkeit und die Folgen für die Ernährungsweise, die Bedeutung von Flüssigkeiten aller Art für das Leben, die Rolle des Flusses für die Entwicklung einer Stadt – das sind Themen, die den Künstler beschäftigen.

Dann gilt es für die Projektion einen geeigneten Ort zu finden. Zuerst denkt man an die Umgebung des Kunsthauses, dort ist es am Abend jedoch zu hell. Der Augarten, als Schauplatz im wahrsten Sinne des Wortes, ist letztlich eine gute Wahl, wie Wilfling meint. In der Folge wendet er sich mit seiner Idee an das studio ASYNCHROME. Marleen Leitner und Michael Schitnig, die im Kulturjahr auch mit ihrer Gestaltung der Schloßbergbahn für Aufsehen gesorgt haben, sagen zu. Ihre Aufgabe: filmische Sequenzen zu zeichnen für eine Geschichte über das Wasser und das menschliche Leben. Dabei spielen auch Bilder aus Religion, Geschichte, Wissenschaft und der menschlichen Anatomie eine Rolle. Eine der wenigen formalen Vorgaben von Wilfling: Er möchte einen von Hand gezeichneten Film. So entstehen im Laufe eines Monats rund 1.800 Einzelbilder. Zusätzlich zum Duo Leitner und Schitnig greifen auch Hannah Wasserfaller, Susanne Possnitz und Marie Strohmaier für „Eve or Adam“ zum Stift.

Eine Wand, die fließt

Neben der künstlerischen Arbeit sind für das Team rund um Wilfling, Kurt Berger und Alexander Poganitsch auch technische Fragen zu klären und es gibt eine Reihe von Genehmigungen, die es einzuholen gilt. Die Projektion ist dann im September und Oktober abends an der Mur zu erleben. Die Reaktionen? Sind sehr positiv, erzählt Wilfling: „Für viele war es überraschend, dass da plötzlich wie Phönix aus der Asche Bilder auf dem Wasser erscheinen. Besonders die Wasserwand war für die Jüngeren sehr spannend. Wir haben oft schon am Nachmittag für eine halbe Stunde diesen Effekt aktiviert und die Kinder haben geradezu darauf gewartet. Und es gab sehr berührende Momente. Eine Frau weinte fast, weil sie die Geschichte über die Entwicklung des Lebens so intensiv miterlebte.“

Hängt „Eve or Adam“ eigentlich mit dem bisherigen Schaffen von Markus Wilfling zusammen? Er selbst verneint das zuerst. Fügt dann aber hinzu: Im Jahr 2018 schuf er ein Video, das sich ebenfalls mit Wasser beschäftigte. Thema damals: die Deklaration der Menschenrechte 1948. Zu sehen nach wie vor auf Youtube.

In den vergangenen Monaten, sagt der Künstler und Lehrer an der Ortweinschule, hätten wir hautnah erlebt, wie wir nicht leben wollen. Utopische Krisenszenarios wurden plötzlich Realität. Und doch glaubt er nicht an größere gesellschaftliche Lerneffekte. „Die Autos sind in der Stadt halt immer noch viel wichtiger als alles andere“, sagt er. Durch die Beschäftigung mit dem Wasser sind ihm nicht nur die Folgen der menschlichen Eingriffe für die Tier- und Pflanzenwelt bewusst geworden, er hinterfragt auch unseren Energieverbrauch. „Wenn wir nicht umdenken, werden wir halt die letzten Bäche auch noch mit Kraftwerken erschließen. Als Einzelner kannst du dich zwar in Verzicht üben, aber eine Lösung ist das noch nicht.“

(c) Sabine Hoffmann
Scroll down
  • (c) Sabine Hoffmann

  • (c) Sabine Hoffmann

  • (c) Sabine Hoffmann

  • (c) Sabine Hoffmann

go topnach oben

Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: