Café Jakomini

IM JAKOTOP - EIN HEIMATFILM VON MARKUS MÖRTH

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Wenn das Biotop sich wandelt

Das Museum der Wahrnehmung (MUWA) im Augarten betreibt gemeinsam mit Klaus Strobl, dem Bezirksvorsteher von Graz-Jakomini, das Projekt Café Jakomini, das sich mit Stadtteilarbeit und Quartierkultur befasst. So wollte man auch einen Dokumentarfilm über den Bezirk machen. Im Zuge der Vorbereitungen lernte Strobl den Grazer Regisseur Markus Mörth kennen. Bald war man sich über das Konzept einig, entstehen sollte ein Kino-Dokumentarfilm von rund 90 Minuten. Die Finanzierung hingegen blieb vorerst ein offener Punkt.

Dann kam der Call des Kulturjahres und damit die Möglichkeit, den Film tatsächlich zu realisieren. Und dann pünktlich zum Drehbeginn folgte der erste Lockdown, der zu gröberen Verzögerungen führte. Heute sehen Strobl und Mörth das nicht nur als Nachteil: „Wir haben über drei Jahre sehr viel Material produziert“, berichtet der Filmemacher, „die Dreharbeiten wurden deutlich ausgedehnt. Das gab uns die Chance, die Menschen über längere Zeit zu begleiten.“ Und warum interessiert sich Mörth gerade für Jakomini? „Der Bezirk ist sehr vielfältig. Ich habe viele Sachen entdeckt, die ich nicht kannte, obwohl ich im Schönauviertel aufgewachsen bin. Die Mischung der Milieus ist eine Stärke und ein Problem zugleich. Es ist sehr urban, man ist schnell in der Innenstadt, es gibt aber auch viele kleine Winkel, die dörfliche Strukturen aufweisen.“

Klaus Strobl ergänzt: „Für mich ist Jakomini heute ein typischer innerstädtischer Ergänzungsbezirk. Wir liegen zwischen dem Zentrum mit dem Weltkulturerbe, wo fast alles zu finden ist, und den Wohngegenden mit Einfamilienhäusern und Siedlungen. Da besteht immer die Gefahr, dass man in der Mitte verloren geht, dass man ein reines Durchzugsgebiet wird. Obwohl die Lebensqualität hoch ist, wird der Bezirk dann oft gar nicht richtig wahrgenommen. Spannend ist es, die Heimgärten und die Siedlungen etwa im Schönauviertel zu sehen und daneben das mondäne neue Zentrum rund um Messe, Styria und Merkur Versicherung. Das gibt es in keinem anderen Bezirk der Stadt in dieser Form. Allerdings: Die Versiegelung ist ein großes Problem, das auch im Film immer wieder vorkommt.“

Der erste Spekulant

Die Doku „Im Jakotop“ folgt Bewohner*innen aus allen Milieus, geht ihren Wünschen und Hoffnungen nach, was ihr Leben im Bezirk angeht. Sie zeigt die intensive Bautätigkeit ebenso wie vorhandene Strukturen zwischen urbanem und suburbanem Lebensstil. Die langjährigen Recherchen von Klaus Strobl bildeten eine wichtige Basis. „Wir wollten zwar alle Gruppen und Schichten abbilden“, beschreibt Regisseur Mörth sein Konzept, „aber die Verbindungen zwischen den Menschen sollten organisch sein, nicht konstruiert. So kommt die Volksschule dann auch stärker vor als die Medienunternehmen, die im Bezirk angesiedelt sind. Mein liebstes Bild ist die Rosenzüchterin im Heimgarten in der Fröhlichgasse und dahinter die Hochhäuser.“

Klaus Strobl, der sich intensiv mit der Historie des Bezirks beschäftigt und auch immer wieder Führungen anbietet, interessiert sich vor allem für verborgene Plätze. Wie etwa das Tupay-Schlössl bei den Kaserngründen, in dem früher eine Dame aus der Reininghaus-Dynastie residierte und heute Gemeindewohnungen sind. Markus Mörth wiederum empfiehlt das Tröpferlbad im MUWA im Augarten, ein Relikt einer an sich längst verblichenen Badekultur.

Die Veränderungen im Bezirk sieht Klaus Strobl im Zusammenhang mit der zentralen Thematik des Kulturjahres so: „Die Frage, wie wir leben wollen, stellt sich für jede Generation neu. Eine Stadt ist ein sich ständig wandelndes Biotop, das gilt nicht nur für Jakomini. Das spiegelt sich auch in der Architektur wider. Wenn man sich die Gründerbauzeit um 1870 ansieht, merkt man, dass die Diskussionen sehr ähnlich waren wie heute. Der Namensgeber des 6. Bezirks, Kaspar Andreas Edler von Jacomini, hat viele Wohnungen gebaut, er gilt aber auch als einer der ersten Immobilienspekulanten.“

(c) Café Jakomini
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  • (c) Helmut Lunghammer

  • (c) Café Jakomini

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