Grazer Universitätsorchester

MUSIK ALS MOTOR FÜR VERÄNDERUNG. Ein Jugendorchesterprojekt aus Yucatán als Vorbild für Graz

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#Soziales Miteinander    Community Musik/Klangkunst

Der mexikanische Zusammenklang

Maestro José Luis Chan Sabido baut in Mexiko, genauer gesagt in Yucatán, ein Orchester mit Kindern und Jugendlichen auf, die sonst kaum gefördert werden. Das sozialmusikalische Projekt, das sich vor allem an Maya-Familien richtet, nutzt klassische Kompositionen, um eine Basisausbildung zu gewährleisten und Werte wie etwa Gemeinschaftssinn zu vermitteln. Daraus wird das Kammerorchester Fritz Kreisler. Das Grazer Universitätsorchester, gegründet vor rund 30 Jahren von Studierenden, lernt dieses Konzept bei einer Auslandstour kennen und ist begeistert. So wird das lateinamerikanische Projekt zur Inspiration für eine Einreichung beim Kulturjahr 2020. „Als kleiner Verein wussten wir, dass wir nicht in der Größenordnung vorgehen können, wie das in Mexiko geschieht, aber wir wollten zumindest die Richtung zeigen, in die es gehen könnte“, sagt Thomas Meier, Obmann des Grazer Universitätsorchesters. So möchte das Universitätsorchester etwa mit Grazer Schulen, Bildungseinrichtungen und Jugendzentren kooperieren und im Frühjahr 2020 mit Proben und Aufführungen starten.

Aus diesem Plan wird vorerst nichts, erst knapp eineinhalb Jahre später kann ein adaptiertes und etwas reduziertes Programm durchgeführt werden. Da die Workshops unter der Leitung von Andrej Skorobogatko in die erste Septemberwoche und damit noch in die Schulferien fallen, ist die Gruppe naturgemäß kleiner. Insgesamt sind es sieben Kinder, die mitspielen. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, bekommen sie Percussioninstrumente und üben zwei Stücke ein, die später gemeinsam mit dem Orchester Fritz Kreisler gespielt werden können. Die Kinder, die bisher keine engere Beziehung zur Musik hatten, sind mit Eifer bei der Sache, erzählt Thomas Meier. Nicht einmal eine Blessur direkt vor dem ersten Konzert kann ein Mädchen stoppen. Wohl auch, weil es die Zugehörigkeit in der Gruppe spürt und die eigene Rolle im Orchester wahrnimmt.

Live im Café Kork
Trotz der zu dieser Zeit immer noch schwierigen Rahmenbedingungen gelingt es auch tatsächlich, die mexikanischen Streichmusiker*innen samt einer Sängerin einfliegen zu lassen. Dem gemeinsamen Musizieren stehen nun also nur noch ein paar Diskussionen rund um die in Mexiko verwendeten Impfstoffe und hiesige Testmodalitäten im Wege. „Wir mussten immer spekulativ planen“, berichtet Thomas Meier, „und haben auch das Programm immer wieder geändert.“ Ein frei zugängliches, bewusst niederschwelliges Konzert im Landhaushof bildet den Auftakt für die mexikanischen Musiker*innen und die jungen Workshop-Teilnehmer*innen. Dann folgt ein Auftritt im Café Kork in der Lessingstraße, an dem auch Ensembles des Universitätsorchesters teilnehmen. Und schließlich musiziert man gemeinsam mit den Kindern auch im Dom im Berg, ein echtes Highlight für die Jungen wie für die Erfahrenen. Gespielt werden unter anderem der Klassiker „Huapango de Moncayo“ sowie zeitgenössische Stücke aus Mexiko.

„Wir wollten zeigen, dass Musik einen sozialen Zusammenhalt schaffen kann. Ich finde, das haben wir erreicht. Mir ist dieses Miteinander wichtig. Wenn man so ein Projekt formuliert, denkt man darüber nach, wie Zusammenleben funktioniert. Es geht, so scheint mir, stark um das Zuhören und um das Kommunizieren. Das ist ja gerade in der Musik deutlich wahrnehmbar. Wenn man nur vor sich hin spielt, sich nicht mit den anderen Musiker*innen abstimmt, wird das nicht schön klingen. Dieses Hineinfühlen in die anderen ist auch in der Gesellschaft wichtig.“ Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Beobachtung von Thomas Meier: „Beim mexikanischen Orchester habe ich mehr Hierarchie gespürt oder vielleicht sollte man sagen: Ehrfurcht. Bei uns sind alle per Du, wir reden uns mit Vornamen an, für die Mexikaner*innen ist der Dirigent der Maestro.“

(c) Lex Karelly
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  • (c) Christoph Sejkora

  • (c) Thomas Meier

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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: