Thea Hoffmann-Axthelm, Elsa-Sophie Jach und Markus Schubert

NESSUN DORMA

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Wenn Maschinen lieben

Arka, ein eleganter Industrieroboter, der Bilder malt. Ein selbst zusammengebastelter Haushaltsroboter namens Putzini, der mit seinem Pendant ein Verhältnis beginnt. Dazu eine Kassette mit Arien. Das ist das Setting, das Regisseurin Elsa-Sophie Jach, Bühnenbildnerin Thea Hoffmann-Axthelm, der Creative Technologist Markus Schubert und der Creative Engineer Sebastian Arnd für das Kulturjahr realisieren. Mit Unterstützung durch die Experten für Musik und künstliche Intelligenz, Antoine Daurat und Roberto Fausti, sowie den Physiker Robert Bücker.

„Elsa-Sophie und ich hatten den Wunsch, im Theater automatisierte Maschinen einzusetzen“, erzählt Thea Hoffmann-Axthelm. „Die sind im Alltag bereits omnipräsent, aber auf der Bühne spielen sie meist noch keine Rolle. Wir fanden es interessant, die Roboter mit einem Thema zu kombinieren, das nichts mit ihnen zu tun hat. Wir haben dafür eine traditionelle Dramaturgie in fünf Akten genommen, auch die Protagonisten sind klassischen Figuren nachempfunden.“

Putzini wird aus Teilen zusammengebaut, die über Ebay-Kleinanzeigen gekauft werden. Der Programmieraufwand für ihn ist freilich groß. Schließlich sollen die Körper der Roboter und ihre Bewegungen zur Dramatik passen. Hoffmann-Axthelm studiert Mimik und Gestik im Comic, beschäftigt sich mit menschlichen Sehgewohnheiten und mit den Darstellungsmöglichkeiten von Emotionen. Ein Industrieroboter wie Arka ist in der Kunst übrigens keine unbekannte Größe mehr, in der Malerei wie im Tanz finden sich Auseinandersetzungen mit der Maschine.

„Einer der Unterschiede zwischen den beiden ist, dass der eine fest an einem Platz steht, sich dort auf vielfältige Art bewegen kann, während der andere sich im Raum bewegt, aber von seinen Aktionsmöglichkeiten her beschränkt ist“, sagt die Bühnenbildnerin. Teil des Konzepts ist es auch, dass das Team teilweise nicht weiß, in welcher Bewegung sich die beiden gerade befinden. Dennoch kann man ihnen Befehle erteilen wie: „Schaut euch an!“ So ähnelt die Szenerie auf gewisse Art einer Schauspielprobe mit Regieanweisungen.

Stellt sich die Frage, ob die Maschinen auf der Bühne menschliche Akteur*innen in absehbarer Zeit ersetzen werden und ob Roboter Kunst erschaffen können. Auch wenn jedes Bild von Arka einzigartig ist, so stehen hinter der Maschine doch Menschen, die das Werk erst ermöglicht haben. Und auch wenn jede Aufführung von „Nessun Dorma“ ein wenig variierte, so haben Hoffmann-Axthelm und ihr Team doch einen fixen Rahmen vorgegeben, in dem sich die Apparate bewegen.

Arien gegen Kummer
Und dann wäre da noch die Sache mit der Kassette und den darauf befindlichen Todesarien. „Die hat meine Tante meiner Mutter 1987 geschenkt, weil sie meinte, das sei super gegen Liebeskummer. Ich wollte schon immer etwas damit machen. Die Funktion, die die Arie in der Oper hat, ist es ja, die Zeit anzuhalten und der Emotion Raum zu geben. Das ist genau das, was in der Oper sehr artifiziell ist, was im echten Leben nie passiert. Und die Liebe, dieser Kern der menschlichen Emotion, ist etwas, das man den Maschinen nicht zutraut.“

Oder vielleicht doch, wie die Reaktionen der Zuseher*innen zeigen. Zu den Aufführungen im Forum Stadtpark kommen Passant*innen, die von den Klängen von „Turandot“ angelockt werden. Menschen, die sich für Technik interessieren. Aber auch ein Pfleger, wie Thea Hoffmann-Axthelm sagt: „Er hat uns erzählt, dass er viel darüber nachgedacht hat, weil im Pflegebereich Robotik stark im Kommen ist und sich da die Frage nach Emotionalität deutlich stellt.“ Und dann gibt es einen Besucher, den das Ende verstört: „Man sollte eine Triggerwarnung anbringen. Bei der Oper weiß man, dass sich am Ende alle umbringen. Aber doch nicht bei euch!“

Zum Finale verbeugen sich Arka und Putzini vor dem Publikum. Nach einem Zwischenstopp in einer Hamburger Galerie haben sie im Wiener Schauspielhaus ihren nächsten Auftritt.

(c) Johanna Lamprecht
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