Die Idee des Kindermuseums für das Kulturjahr 2020: Ein Theaterfestival für die Jüngsten zu programmieren – und zwar über das Leben in der Stadt. So werden im Rahmen von „uff!“ drei Theatergruppen eingeladen, um ihre Stücke zu zeigen. Zum Auftakt im Oktober 2020 kommt das Wiener „Kollektiv Kunststoff“, das sich auf Tanztheater für ein junges Publikum spezialisiert hat. „Wann ist morgen?“ richtet sich an Kinder ab 6 Jahren und geht von einer Wartesituation aus, wie sie uns im Alltag öfter begegnet, ob bei Ärzt*innen oder an der Bushaltestelle. Beim Warten entstehen Fragen nach dem Lauf der Dinge, der Vergänglichkeit, dem ersehnten Morgen. Die Botschaft an die Zuseher*innen lautet, dass es Zeit ist, zu handeln. Die Zukunft hat gerade begonnen. Apropos warten und hoffen: Die Aufführungen des „Kollektivs Kunststoff“ können Anfang Oktober wie geplant stattfinden. Für das nachfolgende Vorhaben gilt dies leider nicht mehr, wie Nora Bugram, Leiterin des KNOPFtheaters im Kindermuseum, erzählt.
Das „theater.nuu.“ will sich mit „Schrott“ an die Allerjüngsten ab etwa 2 Jahren wenden. Eine Installation verortet das Stück auf dem Müllplatz. Was werfen wir gedankenlos weg? Was davon könnte man noch gebrauchen? Was ist überhaupt Müll? Diese Fragen können in diesem Rahmen nicht gestellt und beantwortet werden, die Aufführungen von „Schrott“ müssen im November ersatzlos gestrichen werden, was Nora Bugram sehr bedauert. Besser geht es in der Folge „Mischmatsch“, einer Eigenproduktion für das Kulturjahr. Die Verschiebungen und Umplanungen allerdings wären wohl Stoff für ein eigenes Stück. Vom ersten avisierten Termin im Juli 2020 wird „Mischmatsch“ auf September 2020 verschoben, dann abermals auf den April 2021 und letztlich kommt es Anfang Juli 2021 tatsächlich zur Premiere.
Der preisgekrönte Schauspieler und Musiker Siruan Darbandi erzählt die Geschichte von Wudri. Er lebt am Rande der Gesellschaft, viel mehr als sein Humor und die Fantasie sind ihm nicht geblieben. An seinem Beispiel wird das Zusammenleben in der Stadt thematisiert. Der Obdachlose zieht mit seinem bisschen Hab und Gut in einem Einkaufswagen durch die Straßen und begegnet dabei den Kindern. Er erzählt seine Erlebnisse, gibt Tipps für das Überleben ohne eigenes Dach über dem Kopf.
Leben auf der Straße Eigentlich hätte „Mischmatsch“ in Kooperation mit dem Ukulele Festival am Kaiser-Josef-Platz stattfinden sollen, doch – siehe oben – das Programm wird um ein Jahr verschoben, das Stück geht letztlich nur im Kindermuseum über die Bühne. Vielleicht ist dadurch die Interaktion mit dem Publikum aber sogar besonders intensiv. Denn das Thema Obdachlosigkeit beschäftigt die jungen Zuseher*innen sehr stark. Sie wollen nicht wegsehen, sondern mehr darüber wissen, wie es ist, auf der Straße zu leben. „Kinder sehen nicht den Schauspieler im Stück, sondern sie sehen den Obdachlosen. So sind sie auch gleich in den Dialog mit ihm getreten. Sie haben während der Aufführung spontan Fragen gestellt, die von ihm ebenso spontan beantwortet wurden. Wo er denn schläft, wie Unsicherheit im öffentlichen Raum entsteht. Das Stück ist in Graz verortet, behandelt das Thema aber so, dass es allgemeine Gültigkeit besitzt“, erzählt Bugram.
Das Programm des Festivals „uff!“ passt sehr gut zu dem, was das Team von FRida & freD seit Jahren zeigt: abwechslungsreiche Ausstellungen und Theaterperformances mit wichtigen Themen, die unsere Realität altersgerecht vermitteln. Wie sehen die Kinder denn die Zukunft in Graz? Die Theaterleiterin fasst ihre Erfahrungen so zusammen: „Sie sind optimistischer als wir Erwachsenen. Sie haben klare Meinungen und kommen rascher zu Entscheidungen. Wenn etwa Autos schlecht für die Umwelt sind, warum fahren wir dann noch damit? Vor allem der Verkehr ist sowieso ein großes Thema für die Kinder, weil ihnen die Autos ja auch den Platz in der Stadt wegnehmen.“