esc medien kunst labor

URBAN CYBORGS

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Wir sind die Cyborgs

Das Hauptmotiv für Reni Hofmüller und Ilse Weber, sich mit dem esc medien kunst labor am Kulturjahr zu beteiligen, ist die Überzeugung, dass ein so umfangreiches Programm nicht ohne künstlerische Zugänge auskommen sollte. „Kunst ist das faszinierendste Mittel, Reflexionen über eine Gesellschaft anzustellen. Kunst ist frei von einem Zweck, sie ist offen und lässt Pluralität zu“, sagt Ilse Weber. Die Kunst ist allerdings in Graz wie auch anderswo chronisch unterfinanziert. Hier liegt der zweite Grund für die Einreichung: „Wir wollten die Chance nutzen, einmal in einem finanziellen Rahmen zu arbeiten, den ein gutes Projekt nötig hat.“

Das esc mkl versteht sich nicht als Galerie, sondern als Entwicklungs- und Produktionsstätte von Kunst. So stellt man im Kulturjahr keine bereits vorhandenen Werke aus, sondern geht Kooperationen mit Künstler*innen ein. Eigentlich ist geplant, dass alle nach Graz kommen, doch die Pandemie macht das unmöglich. Umso schöner, sagt Ilse Weber, ist das Vertrauen der Künstler*innen, die ihre Pläne dem esc übermitteln, damit die Werke vor Ort realisiert werden.

Es gibt Vernissagen und Vorträge, Videoproduktionen, Diskussionsveranstaltungen, eine Performance im Rahmen des musikprotokolls, Übertragungen in Kooperation mit Radio Helsinki und Finissagen. Für die Video- und Klanginstallation SALAR : EVAPORATION etwa erforscht Anna Friz mit Rodrigo Ríos Zunino Minen in der Salzwüste im Norden Chiles. Die Künstler*innen thematisieren die Ausbeutung der Wüste, indem sie mit Phänomenen wie der Fata Morgana arbeiten. Die Trugbilder werden mit Klängen kombiniert, die aus Aufnahmen vor Ort und elektromagnetischen Signalen entstanden sind. Die Ausstellung CYBORG SUBJECTS mit Beiträgen von KairUs, Mario Klingemann, Patrícia Reis, Alice Strete und Persuasion Lab fragt, was den Menschen noch ausmacht angesichts der Veränderungen, denen er physisch wie psychisch ausgesetzt ist. Mit Stücken von Peter Brandlmayr, Anna Friz und Max Höfler bildet Reni Hofmüller die Klanginstallation „Radio Cyborg Transmitter“ und sie tritt mit Valentina Vuksic live auf.

Menschmaschinen im Mausoleum
Ein spannender Ausstellungsort ist das Mausoleum, das unter dem Titel „The Birth of the Robots“ Arbeiten von Justine Emard zeigt. Künstliche Geschöpfe bevölkern Mythen und Laboratorien, erscheinen in virtuellen Welten und leben als Humanoide an unserer Seite. Es geht Emard um den Schöpfungsakt, um künstliches Leben, um Sterben und um digitale Unsterblichkeit. „Dass wir das Mausoleum bespielen durften, war für mich etwas ganz Besonderes. Die Arbeiten hätten nirgendwo besser hingepasst als an diesen Ort, der Kirche und Grabstätte ist und damit sowohl den Schöpfungsakt, also die Schaffung von künstlichen Wesen, Robotern, als auch den Tod und damit die vermeintliche Überwindung des Sterbens mit neuen Technologien repräsentiert“, sagt Ilse Weber.

Selbst als alles geschlossen ist, machen die Leiterinnen des esc ihr Vorhaben sichtbar: „Im Lockdown waren die Installationen von außen zu betrachten, mit QR-Codes und Smartphones konnte man sich in die Arbeiten vertiefen“, erzählt Weber. „Es wurde ein Konzert gespielt, das ebenfalls von außen mit dem Handy rezipierbar war. Und wir haben in den Phasen, in denen wir geöffnet haben konnten, im Projektzeitraum des Kulturjahres 2020/2021 über 5800 Besucher*innen gezählt, was für unsere Größe sehr beachtlich ist.“

Mit dem Ende des Kulturjahres ist das Projekt für esc nicht vorbei. Die „Radio-Cyborgs“ bevölkerten im September 2021 die ars electronica und spielten im Rahmen des „Internationalen Logistik Sommers“ in Leoben. Inhaltlich und diskursiv wird die Arbeit mit neuen Technologien und der Digitalisierung weitergehen, ist Ilse Weber sicher. Und sie fasst ihre Erfahrungen so zusammen: „Für mich hat das Kulturjahr meinen Ansatz verstärkt, dass Kunst und Wissenschaft für eine Stadt wie Graz wichtig sind, sie heben uns in einen internationalen Rahmen. Diese geistige Lebensqualität ist ebenso wichtig, wie es die Forderung nach einer umweltfreundlichen und autofreien Stadt ist.“

 

(c) Martin Gross
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Das Kulturjahr 2020 wurde unterstützt von: